Tafel 13

Vollhof Peets, Hof Nr. 1, seit 1966 Hof Klenner, dann Reitstall Bendestorf, heute Hof Anumee

Bendestorf bestand ursprünglich nur aus den zwei Vollhöfen Peets und Beeken, den Höfen Nr. 1 und Nr. 2 (vgl. Tafel 15). Diese beiden Höfe existierten vermutlich bereits, als Bendestorf im frühen 9. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wird.

Türbalken des Speichers von 1786
Türbalken des Speichers von 1786

Eine erste namentliche Nennung eines Besitzers des Hof Nr. 1, Borsingk, erfolgte 1538, eine nächste, Hanß Peters, 1554. Nach Hanß Peters ist der Hof wohl benannt worden. In einer „Strafliste“ teilte der Vogt des Kirchspiels Hittfeld 1554 an die Kanzlei Herzog Heinrich des Jüngeren nach Celle mit, dass Hanß Peters zur Fälligkeit des sogenannten „Brandschatzes“ statt der fälligen 1 Thaler 2 Schilling nur 12 Schilling und 9 Pfennig bezahlt hatte – das waren gut 22 Schilling zu wenig. Der „Brandschatz“ war ein Schutzgeld gegen das Brandschatzen im Krieg und damit eine Art Vorläufer der späteren Feuerversicherung.

Hof Nr. 1 Peets, 1955
Hof Nr. 1 Peets, 1955
Hof Nr. 1 Peets, 1955
Hof Nr. 1 Peets, 1955


Das letzte in Fachwerk errichtete Hofgebäude wurde 1901 vom Blitz getroffen und brannte ab. Das jetzige Gebäude wurde 1902 errichtet. Von der alten Bausubstanz des Hofs steht heute noch hinter dem Hofgebäude ein Speicher von 1786.
Die Initialen „LL“ und „BCL“ im Türbalken des Speichers von 1786 sind die von Ludolf Lührs und seiner Frau Beate Catherine, Witwe des am 09.08.1784 im Alter von vierzig
Lebensjahren verstorbenen Hofwirts Hans Harm Mencke. Am 13.05.1785 heiratete Beate Catherine Mencke den aus Asendorf stammenden Ludolf Lührs. Nachdem sie in der Ehe mit Hans Harm Mencke bereits zwei Kinder geboren hatte, war die Ehe mit Ludolf Lührs mit zehn weiteren Kindern gesegnet, das erste wurde am 15.02.1786 geboren und das letzte am 28.03.1802. Von ihren zwölf Kindern sind nur zwei im frühen Kindesalter gestorben, bei zweien ist das erreichte Lebensalter nicht bekannt, alle anderen haben das Erwachsenenalter erreicht.
Während des 2. Weltkriegs waren dem Hof, wie wohl auch den anderen Höfen, polnische Zwangsarbeiter zugewiesen. Die 1933 gepflanzte „Hitlereiche“ – die nichts dafür kann – steht heute noch. Der dazugehörige Stein tauchte nach dem Krieg bei Straßenarbeiten wieder auf, war jedoch am nächsten Tag erneut verschwunden.

Gedenkkreuz Lührs

Nachdem der Hof über viele Generationen im Besitz der Familie Lührs war, verkaufte ihn die verwitwete Hermine Lührs 1966 an den nach dem 2. Weltkrieg aus Schlesien geflüchteten Paul Klenner und seine Frau Friede, verw. Kröger, auf deren Hof in Maschen er vor der Heirat viele Jahre gearbeitet hatte. Der Hof wurde zum Reiterparadies. Paul Klenner gab den Hof an seinen Stiefsohn Heinpeter Kröger weiter.

August 2021 | Ergänzung von Angela Löding, Harmstorf (ein kleines Dorf zwischen Bendestorf und Hittfeld im alten Bett der früher schiffbaren Seeve.)
Die Autorin ist eine direkte Nachfahrin von Hermann Billung. Über Eilika, Tochter von
Herzog Magnus Billung und Eilikas Mann Graf Otto von Ballenstedt führen weitere Generationen direkt zu ihr und ihren Geschwistern. Hermann Billung ist ihr 27 x Urgroßvater, die oben genannte Richenza von Harsefeld ihre 24 x Urgroßmutter.
Angela Löding, in Hamburg geboren, wohnt jetzt schon seit 26 Jahren in dieser geschichtsträchtigen Landschaft.



Bendestorf in frühen Urkunden

Die Geschichte des Dorfes Bendestorfs beginnt schon lange vor seiner Erwähnung auf den kürzlich im Ort aufgestellten 31 Tafeln. In zwei Urkunden wird Bendestorf (Bennestorf, Bennedestorph,) zuerst Anfang des 9. Jahrhunderts und dann noch einmal ca. 200 Jahre später im Jahr 1004 n. Chr. genannt.
Die ältere Urkunde bezieht sich auf Schenkungen an das Kloster Fulda im Zeitraum zwischen den Jahren 802-817 n. Chr. (leider nicht genau datiert). Fulda war damals im fränkischen Reich eines der bedeutendsten und reichsten Klöster. In oben genannter Urkunde schenkt ein Edelherr mit Namen Benno (Bernhard) :
„Gott und dem heiligen Bonifazius alles, was er in den folgenden Dörfern besitzt:
Bendestorf, Emmelndorf, Lindhorst, Helmstorf, Lüllau, Klecken“ – der Text der Original-Urkunde wurde hier in (Neuhoch-)Deutsch übersetzt.
Das ist eine sehr bedeutende Schenkung gewesen. Die Urkunde befindet sich jetzt im Hessischen Staatsarchiv. Benno wird als Namensgeber des Ortes Bendestorf angesehen. Siehe zur ersten Urkunde auch die Tafeln 15.

Die zweite Urkunde – ausgestellt am 2. November 1004 durch Kaiser Heinrich II. – greift auf die Begabungsurkunde des Billunger Klosters Kemnade, unter anderem mit Bendestorf, durch Kaiser Otto I. in der Zeit von 960-965 zurück. Außer Bendestorf werden noch 7 weitere Dörfer als Besitzungen des Klosters genannt.

Nach den Franken hatten allmählich die Sachsen die Herrschaft über die Gebiete zwischen Elbe und Weser übernommen und König Heinrich I. (der Vogler) hatte sich mit dem sächsischen Grafen Wichmann dem Älteren aus der Familie der Billunger durch die Heirat mit seiner zweiten Ehefrau Mathilde verschwägert. Graf Wichmann war also der Onkel des späteren Kaisers Otto I.
Die Billunger Grafen, hauptsächlich aber ein jüngerer Bruder Wichmanns – (Hermann Billung, siehe auch WIKIPEDIA) – der von Kaiser Otto zum Vertrauten ernannt und mit dem HERZOG -Titel bedacht wurde – erlangten eine immer grössere Bedeutung südlich der Elbe und kamen durch Ottos Wohlwollen und eine geschickte Heiratspolitik zu immer mehr Besitz.

In der damaligen Zeit war es üblich, dass der begüterte Adel die ihnen gehörenden Dörfer mit den dazugehörigen Höfen und den darauf arbeitenden Menschen an die Kirche, das heißt an bestimmte, evtl. von ihren Familien gegründete Klöster, verschenkte um sich ihr Seelenheil zu erkaufen, damit ihrer an ihrem Todestag mit Gebeten gedacht werde.

Die beiden Töchter des oben genannten Grafen Wichmann d. Älteren, Frederuna und
Imma (in anderen Genealogien auch Hathui genannt), gründeten z. B. unter Einbringung ihres ganzen Besitzes aus Billungschem Erbe das Kloster Kemnade an der Weser (sie nannten es: „caminata”, siehe auch die Chronik des Klosters) und Kaiser Otto schenkte ihnen und dem Kloster dann auch unter anderem das Dorf Bendestorf.
Frederuna wurde die erste Äbtissin des Klosters, ihr und ihrer Schwester gehörte das Kloster Kemnade und dessen ganzer Besitz auf Lebenszeit.

Ca. 200 Jahre später gehört Bendestorf immer noch zum Besitz der Billunger.
Die damalige Äbtissin Judith von Kemnade, auch Judith von Northeim genannt, gest. nach 1152, ist ebenfalls eine direkte Nachfahrin des Hermann Billung. Über dessen Enkeltochter Rikquur, die einen unehelichen Sohn, (dem ersten Grafen von Hamburg, Heinrich I. genannt), mit dem Stader Markgrafen Luder Udo I. zeugte, ist sie eine Ur-Enkelin von Graf Heinrich I. und eine Ur-Ur-Enkelin von Rikquur.
Einer Ur-Enkelin von Wichmann Billung d. Älteren, Richenza von Harsefeld, gest. vor 1083, die mit dem Grafen Otto I. von Northeim verheiratet war, gehörte aus Wichmannschem Erbe das ganz in der Nähe von Bendestorf liegende Hittfeld mit vielen an der Elbe liegenden dazugehörenden Dörfern und anderer Besitz westlich der Seeve.

Siehe dazu auch die Genealogien von Günther Bock aus dem Buch „Adel, Herrschaft und Kirche”, 2018 im Aschendorff Verlag erschienen, z.Zt. vergriffen. Eine andere wichtige Quelle für diesen Artikel war für die Autorin Angela Löding aus Harmstorf die sehr umfangreiche und lesenswerte Bendestorfer Chronik von Wilhelm Marquardt.

Übrigens: Der über viele Generationen nördlich und südlich der Elbe angewachsene Besitz der Billunger und ihrer Nachfahren ist später über die Hamburger Grafen an die Schweriner Grafen gelangt.




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