Tafel 30

Kleinkötner Sniers, Hof Nr. 6, später „Gasthaus zum Schlangenbaum”

Schlangenbaum und Blick auf Gasthaus „Zum Schlangenbaum“ vom Schierenberg, 1913
Schlangenbaum und Blick auf Gasthaus „Zum Schlangenbaum“ vom Schierenberg, 1913

Entsprechend seiner alten Hofnummer dürfte „Sniers“ die sechste der zehn Hofstellen gewesen sein, die den Ortskern von Bendestorf lange Zeit ausmachten. Der erste urkundlich erwähnte Bauer auf „Sniers“ ist 1590 Lutke Hilmer. „Sniers“ bedeutet Schneider. Ihren Namen verdankte die Hofstelle wahrscheinlich dem Schneider Ernst Bähr, der die Hoferbin 1678 heiratete. Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet Johann Peter Friedrich Meyer im Hofgebäude die erste Gastwirtschaft in Bendestorf – wie der gesamte Ort bis 1925 ohne Stromanschluss, aber ab 1898 mit dem ersten Telefon, Telefonnummer Jesteburg 20. Ihren Namen bekam die Gaststätte von einer besonders gewachsenen Kiefer: „Zum Schlangenbaum”. In den folgenden Jahren überrollte die Wanderbewegung unseren Ort. 1912 wurde nach einem Brand ein Neubau notwendig. 1914 konnte man dort für 80 Pfennig im „Massenquartier mit Frühstück“ übernachten. Die Wanderer kamen meist von Klecken, welches sie per Bahn von Hamburg in der IV. Klasse für 55 Pfennige erreichten. Auf dem Weg nach Bendestorf wurden die Reste des Hünengrabes aus der Jungsteinzeit im Klecker Wald bewundert. Viele der Findlinge wurden von den Bauern als Baumaterial verwendet oder nach Hamburg verkauft und dort unter anderem in Kaimauern verarbeitet.

„Zum Schlangenbaum”, 1905
„Zum Schlangenbaum”, 1905
„Zum Schlangenbaum”, 1950
„Zum Schlangenbaum”, 1950


Ab Juni 1947 drehte Rolf Meyer mit seiner Jungen Film-Union im Tanzsaal des Gasthauses „Zum Schlangenbaum“ seinen ersten Spielfilm „Menschen in Gottes Hand“. 1948 entstanden nebenan die Filmateliers. Um- und Anbauten veränderten das Haus. 1992 endete es unter der Abrissbirne und der Rest des Schlangenbaums, der namensgebenden Kiefer, erst einmal auf der Spielplatzwiese und zuletzt als Feuerholz.

Anstelle des Gasthauses und Hotels entstand ein Wohnkomplex, im Untergeschoss der Privatclub „Schlangenkeller“.

„Zum Schlangenbaum” vor dem Abriss, 1992
„Zum Schlangenbaum” vor dem Abriss, 1992

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